Wo um 1900 elektrische Webstühle ratterten, erzeugen heute unter anderem Werke von Joseph Beuys Reibungsenergie. In einem restaurierten Industriekomplex im Zentrum von Łódź befindet sich ein Teil des Muzeum Sztuki – seit 90 Jahren die Adresse in Osteuropa, wenn es um abstrakte Kunst geht. „Von der Fabrik zur Kunst – Das Muzeum Sztuki in Łódź“ blickt auf die industrielle wie auch künstlerische Revolution zurück, welche die Stadt über Jahrhunderte hinweg geprägt und die Entstehung dieses Ausnahme-Museums erst ermöglicht hat.
Erst kamen findige Textil-Fabrikanten, dann abstrakte Künstler*innen und heute neugierige Besucher*innen – die unzähligen Verwandlungen, die Łódź vom Anfang des 19. Jahrhunderts an bis heute durchlebt hat, sind vielschichtig. „Von der Fabrik zur Kunst – Das Muzeum Sztuki in Łódź“ setzt die industrielle wie künstlerische Revolution in Kontext und gewährt einen Einblick in ein Museum mit beneidenswerter Sammlung.
Warum kamen die visionären Museums-Begründer Wladyslaw Strzeminski und Katharina Kobro 1931 ausgerechnet in diese Arbeiterstadt? Warum verschenkte nicht nur Max Ernst sondern später auch Joseph Beuys seine Kunst dorthin? Und wie kam es, dass man hier schon in den 60ern Kunstvermittlung in Fabriken betrieb, bevor im Westen das Wort dafür erfunden wurde?
Die Autorin Sylvie Kürsten entdeckt zusammen mit den Zuschauer*innen eines der ersten Abstrakten Museen weltweit. 2021 feiert das international renommierte Haus sein 90. Jubiläum. Neun Jahrzehnte radikale Infragestellung des Status quo – eine Ermunterung zur Emanzipation mittels Kunst über mehrere politische Systeme hinweg.